Tagung “Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipulativer Steuerung”
Am 3. Februar 2018 findet an der Bergischen Universität Wuppertal die Tagung
Time for Change?
Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipulativer Steuerung
statt. Es wird Podiumsdiskussionen und Vorträge geben, unter anderem von Prof. Dr. Jochen Krautz (“‚Und bist Du nicht willig…‘ – ‚Sanfte Steuerung‘ der Schule”) und Dr. Matthias Burchardt (“Wer sich nicht verändert, wird verändert! Psychotechniken als Herrschaftsinstrument”). Die Teilnahme incl. Mittagsimbiss ist kostenlos. Anmeldung bis zum 19.01.2018 an: tagungfk8@uni-wuppertal.de. Alle Informationen finden sich auf diesem Flyer. Die Kritik am vom Bildungsmonitoring beherrschten Schulwesen kommt bereits in dem Flyer auf kompakte Weise zum Ausdruck:
Schulen stehen seit den PISA-Studien unter immensem Reformdruck: Kompetenzorientierung, Vergleichstests, zentrale Prüfungen, individuelle Förderung, selbstgesteuertes Lernen, Methodentraining, Schulprogramme, Qualitätsmanagement usw. versprechen Schule besser zu machen. Im Erleben vieler Lehrerinnen und Lehrer bewirken sie faktisch das Gegenteil: unsinnige Arbeitsverdichtung durch Bürokratisierung, Ablenkung vom Kerngeschäft Unterricht, Verlust von Inhalten, Aufgabe der Lehrerrolle, Rückzug aus dem Erziehungsauftrag, Abbau von Können und Wissen, Verlust der pädagogischen Freiheit durch externe Kontrollen, Umsetzungsdruck durch Schulleitungen und Behörden.
Die Reformen selbst kommen in der emphatischen Sprache völliger Alternativlosigkeit daher. Sie unterstellen: „Es ist Zeit für den Wandel!“ Neu ist immer besser; wer nicht mitmacht, ist von gestern – und wird mit sanftem oder unsanftem Druck auf die neue Linie gebracht. Dazu werden zunehmend sozialpsychologische Steuerungsinstrumente des sog. „Change Managements“ eingesetzt. Statt Sachdiskussionen zu führen, wird an „Einstellungen“ gearbeitet. Derart manipulativ sollen pädagogische Überzeugungen und konkretes Handeln der an Schule Beteiligten verändert werden. Doch werden Kritiker durch Vorgesetzte und Schulverwaltung auch direkt eingeschüchtert und gemaßregelt.
So sollen Lehrer unter Druck gesetzt werden, sich von ihren wohl begründeten pädagogischen Überzeugungen zu verabschieden. Schulleitungen sollen als Ausführungsorgan des „Change Managements“ dienen. Fortbildungen und Lehrerausbildung werden entsprechend ausgerichtet. Stiftungen und Lobbygruppen verstärken den Druck von außen.
Die Tagung will diese Entwicklungen aufzeigen und deren Hintergründe und Ziele analysieren. Mit welchen Techniken und Mitteln soll hier gesteuert werden, statt zu argumentieren? Was ist dagegen Aufgabe von Schule in der Demokratie und welche Bedeutung dabei haben Lehrerinnen und Lehrer? Wie kann das Selbstverständnis von Lehrern und die Widerstandskraft gegen Denkverbote und Kontrollen gestärkt werden? Was kann einjeder in seinem Unterricht, in seiner Schule tun? Und was können Lehrer, was können Eltern und alle Bürger unternehmen, um Schule in demokratische Verantwortung zu holen?
Tatsächliche Demokratie beruht auf Urteilskraft und Mut jedes Einzelnen. Das ist der Bildungsauftrag der Schule für die jüngere Generation. Und dazu will auch die Tagung alle an Schule Beteiligten ermuntern.