NRW-Zentralabitur 2018: Lehrer halten Mathe-Abiklausur für machbar — hahaha!
Wie wir berichtet haben, fanden einige Schüler die diesjährige Abiturprüfung im Fach Mathematik nicht allzu prickelnd. Der Bonner General-Anzeiger meldete am 18. Mai:
NRW-Lehrer halten Mathe-Abiklausur 2018 für “machbar”
Dülmen. Über 18.500 Personen haben eine Online-Petition zum diesjährigen Mathe-Abitur in NRW unterzeichnet. Der Grund: Die Prüfung sei zeitlich nicht zu schaffen gewesen. Schulministerium und Lehrer sehen das anders. […]
Wie das Schulministerium des Landes Nordrhein-Westfalen auf Anfrage des GA nun mitteilte, bestätige sich der erste Eindruck, die Prüfung sei „machbar“ – auch nach Rücksprache mit Lehrern während der Korrekturphase der Klausur. Außerdem gebe es „in jedem Jahr unterschiedliche Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern zu den Abiturklausuren.“
Hahaha! Was soll das heißen, die Klausur sei “machbar”? Machbar für wen? Selbst schwierige und für “normale” Schüler zu schwierige Prüfungen können “machbar” sein. Auch Prüfungen mit unnötigen Schikanen, mit fragwürdigen oder gar unzulässigen Aufgabenstellungen können “machbar” sein. Vor allem sind Prüfungen für solche Leute “machbar”, die a) die Musterlösung kennen, b) die Klausur selber nicht unter Zeitdruck schreiben, c) den dämlichen GTR nicht benutzen müssen und d) noch Karriere machen wollen. Mit wie vielen Lehrern hat das unfehlbare Schulministerium überhaupt Rücksprache genommen? Mit zwei, drei oder vier? Nach welchen Kriterien wurden diese Lehrer ausgewählt? Gab es keine anderen, kritischen Rückmeldungen aus der Lehrerschaft? Abgesehen davon haben vermutlich viele Lehrer es aufgegeben, irgendetwas nach Düsseldorf zu melden, weil sie ohnehin nicht gehört werden.
Liebes Schulministerin: Ja, in jedem Jahr gibt es unterschiedliche Rückmeldungen von Schülern zu den Abiturklausuren. Das ist natürlich der beste und immer gültige Grund, sich nie und nimmer (selbst-)kritisch, differenziert und ernsthaft mit diesen Rückmeldungen zu befassen. 18000 Leute, die die Petition unterzeichnet haben (von denen leider unseres Wissen keiner auf die Straße gegangen ist), können locker ignoriert werden. Liebe Abiturienten: Das nennt man übrigens “Demokratie”.
Lieber Bonner General-Anzeiger: Ihr erhaltet von uns den ersten Preis für besonders kritische, investigative Berichterstattung über das Zentralabitur 2018. Herzlichen Glückwunsch!