Karin Prien, die Digitalisierung und die Bildungsgerechtigkeit

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Do laachs do dich kapott. Armin Laschet (CDU), Möchtegern-Bundeskanzler im Umfragetief, stellte am Freitag sein Schattenkabinett, nein, sein Kompetenzteam, nein, sein “Zukunftsteam” vor. Dazu gehört Karin Prien, seit 2017 die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein. Bei ihrer Vorstellung sagte sie (siehe Video unten):

Moin, lieber Armin Laschet! […] Wofür brenne ich? Es ist das Thema Bildungsgerechtigkeit. Es geht darum, durch Aufstieg soziale Gerechtigkeit zu schaffen. […] Ein zweiter wichtiger Bereich ist das ganze Thema Digitalisierung in Schule. Und da geht es nicht nur um Technik, da geht es vor allem um Pädagogik. Ich glaube, dass die Digitalisierung wirklich das Potenzial hat, eine neue Bildungsrevolution in diesem Jahrzehnt einzuleiten und das Versprechen Bildungsgerechtigkeit unabhängig von der sozialen Herkunft, egal ob jemand Zuwanderungshintergrund hat oder nicht, tatsächlich einzulösen.

Yvonne Gebauer lässt grüßen. Überall dieselben Phrasen. Liebe Frau Ministerin Prien, ich würde mich freuen, wenn Sie folgende Artikel zur Kenntnis nehmen würden:

  • “Bildung schützt vor Armut nicht und Armut behindert Bildung” (NachDenkSeiten);
  • “Die Corona-Welle reiten 01: Digital first und Mobil only” (Ralf Lankau):

    Wie zu erwarten wird auch das Argument der vermeintlichen Bildungsgerechtigkeit durch den Einsatz von Technik bemüht. Zwar hat die OECD-Studie zu Resilienz genau das Gegenteil gezeigt (OECD 2017). Der Einsatz von Digitaltechnik in Schulen schadet den Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten und verstärkt die soziale Spaltung.

  • “Bundestagswahl 2021: Politisches Schweigen zur Schuldigitalisierung” (Bernd Schoepe)

Wie wär’s mal mit Denken first, digital second?

3 Kommentare

  1. Andreas Menschen

    Mag sein, aber es ist für mich offensichtlich, dass bei der Digitalisierung etwas getan werden muss und da “Nachholbedarf” besteht. Allein schon um einen wirklichen “digitalen Unterricht” (und nicht das bloße Verteilen von Aufgaben wie 2020 vielfach geschehen) künftig jederzeit möglich zu machen, falls nötig.

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  2. S. Reuse

    Wirklich digitalen Unterricht jederzeit möglich machen – wozu? Wir haben doch gesehen, wie sehr es den Kindern schadet, den ganzen Tag zu Hause zu hocken und nur noch digital zu kommunizieren. Hört auf, der Tech-Industrie mit ihren hohlen Versprechen Milliarden (auf Pump beim Steuerzahler und unseren Kindern, die das später abzahlen müssen) hinterherzuschhmeißen und investiert endlich in Lehrer, Erzieher, Schulsozialarbeiter und Orte, die barrierefrei und kindergerecht gestaltet sind, mit Platz und Tobemöglichkeiten zum Ausgleich für unterrichtsfreie Zeiten.

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  3. Dieter Osterholz

    Meine Vermutung: Karin Prien ist aus konfessionellen und vielleicht auch regionalen Gründen – also wegen der Ausgewogenheit – Mitglied des Kompetenz-Teams und nicht etwa, weil sie von irgendwas irgendeine Ahnung hat. Das wäre ja auch ganz neu!
    Wir hatten in D übrigens mal Kultus-(= Bildungs-)Minister vom Kaliber Peter von Oertzen (links) und Hans Maier (konservativ), lang ist’s her.

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