“Schulen lehren Menschen Gehorsam gegenüber Autoritäten”

Download PDF

Marshall Rosenberg schreibt in seinem Buch “Die Sprache des Friedens sprechen” (im Kapitel “Veränderungen an unseren Schulen schaffen”) mit Verweis auf den Bildungshistoriker Michael B. Katz und dessen Buch “Class, Bureaucracy, and Schools”:

Die US-Schulen jedoch tun das, wozu sie eingerichtet wurden – sie unterstützen das Cliquenverhalten. Welche Clique? In diesem Falle ist es die Clique für Wirtschaftsstruktur, die Leute, die unsere Geschäfte kontrollieren. Sie kontrollieren unsere Schulen, und sie haben drei historische Ziele:
Erstens lehren sie die Menschen Gehorsam gegenüber Autoritäten, damit sie bei einer Anstellung tun, was ihnen gesagt wird.
Zweitens bringen sie die Menschen dazu, für äußere Belohnungen zu arbeiten. Sie wollen nicht etwa, dass die Leute lernen, um ihr Leben zu bereichern, sondern um Noten zu bekommen und in der Zukunft mit einem besser bezahlten Job belohnt zu werden. […]
Die dritte Funktion unserer Schulen, so Katz – und dies erschwert wirklich eine dauerhafte Veränderung –, ist, dass sie gute Arbeit beim Aufrechterhalten eines Kastensystems leisten und es wie eine Demokratie aussehen lassen.

Es ist nur folgerichtig, dass an solchen Schulen Spaß, Leidenschaft und Zufriedenheit, wie Lena Meyer-Landrut beklagt hat, viel zu kurz kommen.

Marshall Bertram Rosenberg (1934-2015) war ein US-amerikanischer Psychologe. Er entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation.

1 Kommentar

  1. Magda von Garrel

    Eigentlich handelt es sich bei den hier kurz vorgestellten Erkenntnissen zu den Hauptfunktionen (beziehungsweise zu den hier so genannten “historischen Zielen”) der US-Schulen um schon recht alte Einsichten, die sich zudem auf viele andere Schulsysteme (einschließlich des deutschen Schulsystems) übertragen lassen. Umso verwunderlicher ist, dass bis heute nur sehr wenige Eltern und Lehrer daran Anstoß nehmen. Andererseits: Eltern und Lehrer sind ja ganz ähnlich geprägt und geformt worden, sodass aus diesen Reihen kaum ein Aufbegehren erwartet werden kann. Eine traurige Perspektive sowohl für die heutigen als auch für die kommenden Schülergenerationen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert