Wie eine Abituraufgabe im Fach Mathematik entsteht und geprüft wird
Wie die Aufgaben im Fach Mathematik für das Zentralabitur 2014 entstanden und geprüft worden sind, wissen wir nicht. Vermutlich ist der Ablauf derselbe gewesen wie für das Zentralabitur 2013. Damals hatte es wegen unangemessen schwieriger Aufgaben Proteste gegeben. Am 24.04.2013 nahm das Ministerium für Schule und Weiterbildung zu der geäußerten Kritik Stellung. Diese Stellungnahme gibt u. a. Auskunft über den “Ablauf der Aufgabenentwicklung”. Diese Prozedur umfasste demnach zwölf Schritte, von der Diskussion der Aufgabenentwürfe bis zur endgültigen Freigabe; beteiligt waren Fachdezernenten, Fachberater, Wissenschaftler und Fachlehrer.
Angenommen, die Prüfungsaufgaben für das Zentralabitur Mathematik 2014 sind genauso oder ähnlich entstanden und geprüft worden: Dann ist es erstaunlich, dass es trotz dieses aufwendigen Verfahrens zu den von uns beschriebenen Unstimmigkeiten gekommen ist.
Im folgenden dokumentieren wir den “Ablauf der Aufgabenentwicklung” aus der “Stellungnahme des Ministeriums für Schule und Weiterbildung zu den Abituraufgaben 2013 Set 1 im Fach Mathematik” vom 24.04.2013 im Wortlaut:
Seit Einführung des Zentralabiturs wird in Nordrhein-Westfalen ca. eineinhalb Jahre vor dem entsprechenden Abiturtermin die Fachaufsicht per Erlass des Ministeriums gebeten, Schulen zu bestimmen, die mit der Entwicklung von Aufgabenvorschlägen beauftragt werden.
Die jeweils ab Februar ihre Tätigkeit aufnehmenden Aufgabenkommissionen, die sich aus erfahrenen Fachlehrkräften zusammensetzen, sichten die eingereichten Vorschläge, prüfen sie auf Verwendbarkeit und erarbeiten erste Aufgabenentwürfe.
- Diese Aufgabenentwürfe wurden auch in diesem Jahr von den insgesamt zehn Mitgliedern der Aufgabenkommission Mathematik zunächst in Kleingruppen diskutiert und modifiziert.
- Diese ersten, von den Kommissionsmitgliedern als Autoren entwickelten Aufgabenentwürfe wurden durch zwei erfahrene Kommissionsmitglieder auf fachliche Richtigkeit, eindeutige und verständliche Formulierungen und Kompatibilität mit den Richtlinien und dem Lehrplan Mathematik für die Sekundarstufe II sowie mit den unterrichtlichen Vorgaben für das Abiturverfahren 2013 geprüft.
- Eine weitere Überprüfung erfolgte durch die Fachdezernenten, die jeweils durch Fachberaterinnen und Fachberater unterstützt wurden, sodass jede Aufgabe von zwei sachkundigen Personen der Fachaufsicht eingehend geprüft und — soweit erforderlich — verändert wurde.
- Die bis zu diesem Stand gebrachten Aufgaben wurden von vier unabhängigen Fachwissenschaftlern begutachtet. Die in den Gutachten enthaltenen Änderungswünsche wurden den Autoren weitergeleitet mit der Bitte um Übernahme der fachwissenschaftlichen Hinweise in die Aufgaben oder Begründung, warum die gewünschten Veränderungen nicht übernommen werden sollten.
- Die geänderten Aufgaben wurden den Wissenschaftlern erneut zugeleitet. In einer gemeinsamen Sitzung mit den Wissenschaftlern, drei Mitgliedern der Aufgabenkommission und einem Vertreter des MSW konnten die noch bestehenden unterschiedlichen Standpunkte einvernehmlich ausgeräumt werden.
- Die mit den Wissenschaftlern abgestimmten Fassungen der Auf-gaben wurden den Fachdezernenten und den Fachberaterinnen und Fachberatern Anfang Januar erneut zur Prüfung vorgelegt.
- In einem Praxis-Check wurde jede Aufgabe von jeweils vier Fachlehrerinnen und Fachlehrern pro Kurstyp aus Sicht ihrer Schülerinnen und Schüler bearbeitet. Die von den Lehrkräften gegebenen Hinweise wurden jeweils einem Vertreter der Aufgabenkommission vorgetragen, damit sie bei der abschließenden Überarbeitung der Aufgaben ohne Informationsverlust berücksichtigt werden konnten.
- Anfang Februar erfolgte eine erneute Kontrolle der überarbeiteten Aufgaben durch die Fachdezernenten sowie durch die Fachberaterinnen und Fachberater.
- Nach der Formatierung der Aufgaben wurden die endgültigen Fassungen von den Kommissionsmitgliedern und zwei vom MSW als zusätzliche Lektoren eingeladenen Fachlehrern Korrektur gelesen.
- Die beim Lektorat aufgetretenen kleinen redaktionellen Änderungswünsche wurden nach Einarbeitung durch die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter des MSW von dem Landeskoordinator kontrolliert.
- Abschließend unterzogen die Autorinnen und Autoren ihre eigenen Aufgaben einer eingehenden formalen Überprüfung.
- Nachdem letzte redaktionelle Korrekturen eingearbeitet und kontrolliert waren, wurden alle Aufgaben noch einmal vom Landeskoordinator geprüft und für das Abiturverfahren freigegeben.
Die Aufgaben sind gemäß § 33 APO-GOSt auf der Grundlage der Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe erstellt worden und umfassen unterschiedliche Sachgebiete. Weitere Überprüfungen sieht die APO-GOSt nicht vor.