Rüdiger Dahlke über “Leistung”
“Der Mensch, der sich selbst gefunden hat, leistet nichts mehr, er ist.”
Vor kurzem berichteten wir über den Antrag “Mehr Lust auf Leistung in der Schule!” der FDP-Fraktion und die zugehörigen Stellungnahmen der geladenen Sachverständigen.
Rüdiger Dahlke und Thorwald Dethlefsen schreiben in ihrem Buch “Krankheit als Weg. Deutung und Be-Deutung der Krankheitsbilder” im Kapitel “Bewegungsapparat und Nerven” (Goldmann, 2000, S. 289f):
Hinter großen Leistungen steht immer Selbstunsicherheit und Minderwertigkeitsgefühl. Der Mensch, der sich selbst gefunden hat, leistet nichts mehr, er ist. […] Wer viel leistet, sollte sich möglichst früh die Frage stellen, warum er das tut, damit einmal die Enttäuschung nicht zu hart wird. Wer zu sich ehrlich ist, wird als Antwort immer finden: um anerkannt zu werden, um geliebt zu werden. Zwar ist die Suche nach Liebe die einzige bekannte Motivation für Leistung, doch dieser Versuch endet immer unbefriedigend, denn das Ziel ist über diesen Weg niemals erreichbar. Denn Liebe ist zweckfrei, Liebe kann man sich nicht verdienen. […]
Minderwertigkeitsgefühl ist jenes Gefühl, daß die eigene Person unmöglich so, wie sie ist, liebenswert sein kann. Daraufhin beginnt der Mensch, sich liebenswert zu machen, indem er immer gescheiter, immer tüchtiger, immer reicher, immer berühmter usw. wird. Mit all diesem Tand der äußeren Welt will er liebenswert werden — doch wenn er jetzt geliebt wird, bleibt ihm immer der Zweifel, ob er womöglich »nur« wegen seiner Leistung, Ruhm, Reichtum usw. geliebt wird. Er hat sich in sich selbst den Weg zur echten Liebe verbaut. Die Anerkennung von Leistung befriedigt nicht die Sehnsucht, die den Menschen zur Leistung trieb.
“Hinter großen Leistungen steht immer Selbstunsicherheit und Minderwertigkeitsgefühl.”
Da spuckt aber jemand ganz große Worte, mit Begründungen, die kleiner sind als Trumps Hände.