Kleinkinder mit Tablets: Dem Kinderärztepräsidenten stehen die Haare zu Berge
“Die reale Welt wird für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen immer wichtiger bleiben als die virtuelle.”
Ein Kindergartenkind brauche kein Smartphone, sagte neulich die Kieler Bildungsministerin Karin Prien (wir berichteten). Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, ist ähnlicher Meinung. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte er in einem Interview (“‘Smartphone für Neunjährige ist zu früh'”, 29.07.2023):
Wenn ich beobachte, dass schon Kleinkinder Tablets in die Hand bekommen und ohne ihre Spiele und Comicserien nicht essen wollen, stehen mir die Haare zu Berge. Ein Smartphone schon für Neunjährige ist definitiv zu früh! […] Vor einem Alter von zwölf Jahren sollten Kinder kein internetfähiges Handy haben. Auch mit Tastenhandys kann man jederzeit erreichbar sein. […] Die reale Welt wird für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen immer wichtiger bleiben als die virtuelle.
Zur Vertiefung:
- “Studie zu Medienkonsum. Kinderärzte besorgt: Was Smartphones und Tablets mit unseren Kindern machen” auf stern.de (15.11.2019)
- “Smartphone, Tablet, Fernseher – Bildschirmmedien beeinflussen Vorstellungskraft von Kindern” (Kinder- & Jugendärzte im Netz, 26.06.2020)
- “Pädiatrische Empfehlungen für Eltern zum achtsamen Bildschirmmediengebrauch” (Kinder- & Jugendärzte im Netz, Flyer zum Download)
Und jetzt: Abschalten!
Auch aus einem anderen Grund könnten einem die Haare zu Berge stehen: Schon seit langem wird (beispielsweise von den Hirnforschern) immer wieder empfohlen, Kinder bis zum 12. Lebensjahr ohne künstliche Reize aufwachsen zu lassen, damit sie sich gut entwickeln können. Es hat sich aber leider herausgestellt, dass Appelle dieser Art nicht ernst genommen worden sind. Wenn wir so falsch weitermachen wie bisher, werden wir es eines Tages mit vielen “unreif” gebliebenen Jugendlichen zu tun haben.