Macht der Deutschlandfunk Werbung für die Digitalisierung der Schulen?

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“Also bei uns ist mit Whiteboard.”

Wir sind es leid. Digitalisierung blablabla. Der Deutschlandfunk sendete heute Morgen einen Beitrag mit dem Titel “Digitalpakt Schule läuft aus”. Ein Auszug:

Der 11-jährige Liam geht gerne zur Schule. Der Unterricht in der 4. Klasse an der Berliner Grundschule Friedrichshain ist jetzt digitaler. “Also bei uns ist mit Whiteboard. Das ist immer so ne Tafel, und die kann man so aufklappen, da kann man schreiben, aber auch was mit nem Laptop suchen. — Cool.” […]

Der Pakt hat zum Digitalisierungsschub an Schulen geführt, aber nicht an allen. Das weiß auch der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll: Es braucht einen neuen Pakt, auch “weil so und so viele Geräte, die angeschafft wurden, müssen jetzt dann auch ersetzt werden. […]”

Der neue Digitalpakt wird kommen. […] Für Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger von der FDP ist schon lange klar: “Es geht nicht nur darum, ein Gerät in ein Klassenzimmer zu stellen. Sondern: Wer wartet das? Wie benutz’ ich das? Welche pädagogischen Konzepte gibt es? Wie muss Lehrerinnen- und Lehrerausbildung sein?” […]

Für Christine Streichert-Clivot von der SPD besteht Gesprächsbedarf. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz will erst einmal eine Summe für den neuen Pakt hören. “Wenn man ein digitales Haus weiterentwickeln und -bauen will, dann muss man natürlich auch darüber sprechen, über welches Budget spricht man da.” […]

Kompetenzkampf und Geldgejammer, daran darf die Digitalisierung der Schulen nicht scheitern, meint Ralf Müller-Eiselt. Er ist Vorstand des gemeinnützigen Vereins “Forum Bildung Digitalisierung”. “[…] Wenn sich die Lebenswelt verändert, dann darf Schule kein analoger Kosmos bleiben, sondern muss sich mit diesen digitalen Entwicklungen und Phänomenen aktiv auseinandersetzen.”

Sich damit auseinandersetzen will auch Viertklässler Liam in Berlin. Er will später einmal Autoerfinder werden. Für ihn steht fest: Seine Zukunft ist digital.

Die Frage, ob der Deutschlandfunk mit diesem Beitrag Werbung für die Digitalisierung der Schulen macht, mögen unsere Leser und Leserinnen selbst beantworten.

PS
Lieber Deutschlandfunk,
ich habe den Beitrag “Digitalpakt Schule läuft aus” heute Morgen im Radio gehört. Ich war darüber etwas irritiert. Denn mein Bedürfnis nach möglichst objektiver und kritischer Berichterstattung wurde nicht erfüllt. Ich habe eine Bitte:

Sind Sie bereit, bei zukünftigen Beiträgen über die Digitalisierung von Schulen auf Risiken und Nebenwirkungen digitaler Medien hinzuweisen, zum Beispiel, indem Sie nicht nur Viertklässler, sondern auch Ralf Lankau oder Karl-Heinz Dammer zu Wort kommen lassen?

Im Übrigen fordere ich die Einsetzung einer Ombudsperson für Schülervertretungen in NRW.

1 Kommentar

  1. Magda von Garrel

    Sehr bezeichnend finde ich, dass Streichert-Clivot in ihrer derzeitigen Eigenschaft als KMK-Präsidentin von einem digitalen Haus spricht und sich ihr diesbezüglicher Gesprächsbedarf auf den für den Bau dieses Hauses zu veranschlagenden Finanzbedarf beschränkt. Da war ihre Vorgängerin im Amt bereits wesentlich kritischer.

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