Der Philologenverband NRW und die (Zweifel an der) Digitalisierung

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Pädagogik-Professor stellt den Digitalstrategien des Landes NRW und der KMK ein schlechtes Zeugnis aus.

Karl-Heinz Dammer, Professor für Allgemeine Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, ist ein tapferer Mann. Er hat sich offenbar eingehend mit zwei staatlichen Papieren zur Digitalisierung auseinandergesetzt. Nämlich mit “Impulspapier II. Zentrale Entwicklungsbereiche für das Lernen in der digitalen Welt” des NRW-Schulministeriums in Verbindung mit den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“.

Dammer arbeitete im Auftrag des Philologenverbands NRW (PhV NRW). In seinem Gutachten kommt er unter anderem zu dem Schluss:

Das Gutachten konnte darlegen, dass das IP [Impulspapier II] und die KMK-Empfehlungen integraler Bestandteil einer bundesweiten bildungspolitischen Agenda mit parteiübergreifendem Konsens sind, der, allen Bekundungen über das Primat der Pädagogik zum Trotz, einem technizistischen Bildungs- und Schulverständnis folgt. Ebenso deutlich geworden ist, dass diese Agenda nicht aus einer breiten demokratischen Debatte über Möglichkeiten, Grenzen und Risiken einer forcierten Digitalisierung der Schule erwuchs, sondern aus Empfehlungen von pädagogisch nicht ausgewiesenen Expertenstäben, die andere als pädagogische Interessen verfolgen.

Laut Pressemitteilung sagte Sabine Mistler, PhV-NRW-Vorsitzende:

Wir als Philologenverband wollen beim Thema Digitalisierung einen möglichst breiten Diskurs ermöglichen und aufrechterhalten -– das Gutachten liefert nun die wissenschaftlichen Argumente dazu. … Wir müssen unbedingt Konsequenzen aus den negativen pädagogischen und didaktischen Nebenwirkungen der Digitalisierung ziehen.

Vor dem Gutachten gab es keine Argumente, um auf Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung hinzuweisen (zum Beispiel von Ralf Lankau)? Aber: Besser spät als nie. Noch in der Ausgabe 3/2022 von “Bildung aktuell”, dem Organ das PhV NRW, wurde der Digitalisierung einseitig-unkritisch das Wort geredet

1 Kommentar

  1. Sandra Reuse

    Danke für diesen Beitrag! Das Thema Risiken und Nebenwirkungen der Schüler- und Unterrichtsdigitalisierung muss tatsächlich endlich mal systematisch aufgegriffen werden – man sollte sich dazu bundesweit vernetzen!
    Schleichend haben im Lockdown Handy und ipad überall da Einzug gehalten, wo vorher noch nicht rund um die Uhr auf Bildschirme gestarrt wurde. Auch werden die Schüler/innen jetzt noch öfter auch schon vormittags vor irgendwelche Filme gesetzt, weil wegen dem Lehrermangel andauernd Unterricht ausfällt. Das ist nicht Bildung, sondern Berieselung, es macht passiv und schwächst die Konzentrationsfähigkeit…
    usw. Ich höre mal auf für dieses Jahr. Bin gerne dabei wenn sich 2023 Initiativen bilden gegen diesen wie ich finde vollkommen unhinterfragten Digitalisierungshype, der noch dazu Unmengen an Geld kostet, das an anderen Stellen bitter fehlt…

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