“Die Digitalisierung frisst extrem viel Zeit.”
Hausärzteverbandsvorsitzender spricht Probleme mit neuer Technik an. — “Es läuft an keiner Stelle rund.”
Heute Morgen (nach schöner alter Rechtschreibung: heute morgen), um 6.50 Uhr, hat der Deutschlandfunk den Vorsitzenden des Hausärzteverbands, Dr. Markus Beier, interviewt. Es ging um die telefonische Krankschreibung, die wieder eingeführt werden soll. Nebenbei sagte Beier:
Die Hausärztinnen und Hausärzte sind nur punktuell und nicht strukturell richtig gefördert worden. Wir sind immer weniger für immer mehr Patienten und Patientinnen. Wir haben so eine Digitalisierung, die den Namen gar nicht verdient, die uns sehr behindert in den Praxen, extrem viel Zeit frisst.
Der Moderator der Sendung fragte nach: “Haben Sie gerade gesagt: ‘Die Digitalisierung frisst Zeit.’?”
Der Hausärzteverbandsvorsitzende führte daraufhin aus:
Ja, im Moment schon. Das ist ja eine Pseudo-Digitalisierung. Wir müssen mit sogenannten Konnektoren arbeiten, die immer wieder abstürzen. Unsere Softwaren sind nicht vorbereitet auf diese Konnektoren. Da gibt es immer wieder Probleme. Wir müssen dann doch alles wieder ausdrucken. Das ist ja geradezu eine Kampagne für die Papierindustrie, die im Moment läuft. Es läuft an keiner Stelle rund.
Merke: Zu Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung fragen Sie Ralf Lankau oder Ihren Hausarzt!
PS
1.) Die Thüringer Allgemeine titelte am 11.01.2023: “Ärzte im Kyffhäuserkreis klagen: Digitalisierung ‘frisst’ Zeit am Patienten”.
2.) Die NWZ berichtete vor ein paar Jahren (“Vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter”):
“Die Digitalisierung frisst Zeit und Personal”, sagt die Schulleiterin, “aber wir müssen dran bleiben, sonst werden wir abgehängt”. Sie plädiert dafür, Schulen zum digitalen Lernen zu verpflichten.
Dazu passt die heutige Pressemitteilung des Grundschulverbandes: “Grundschulverband fordert: Kein Stopp der Digitalen Grundbildung!”
Dieser Forderung habe ich umgehend schriftlich widersprochen, indem ich sowohl auf die schädlichen Folgen einer Frühdigitalisierung (gravierende Entwicklungsstörungen und deutliche Lernbeeinträchtigungen) als auch auf die deshalb in anderen Ländern schon wieder stattfindende allmähliche Rückkehr zum analogen Unterricht hingewiesen habe. Nach Weiterleitung meiner diesbezüglichen Stellungnahme hoffe ich, dass der Grundschulverband noch mehr Protestschreiben erhält. Selbst in diesem Fall wird es wohl nicht zu einem Umdenken kommen, aber wenigstens kann dann nicht mehr von einer allgemeinen Zustimmung die Rede sein.
Siehe zur Pressemitteilung des Grundschulverbandes meinen Artikel “Kindergartenkinder sollen in die ‘Kultur der Digitalität’ eingeführt werden.”.