Kindergartenkinder sollen in die “Kultur der Digitalität” eingeführt werden.

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Der Grundschulverband vertritt eine äußerst fragwürdige Position.

Vor ein paar Wochen haben Wissenschaftler ein “Moratorium der Digitalisierung in Kitas und Schulen” gefordert (siehe bildung-wissen.eu). Der Grundschulverband e.V. reagierte mit einem entschiedenen “Kein Stopp der Digitalen Grundbildung!”. In der Pressemitteilung vom 7.12.2023 heißt es unter anderem:

Die Forderung, den Einsatz digitaler Medien bis zur 6. Klasse aus Gründen des Kinder- und Medienschutzes zu pausieren, verkennt laut dem Verband die entscheidende Rolle von Schulen und Kindertageseinrichtungen für die Förderung digitaler Kompetenzen in der heutigen und zukünftigen Bildungslandschaft.

Ich habe dem Grundschulverband (und in Kopie all seinen Landesgruppen) am 9.12.2023 per Mail geschrieben:

Dass selbst Kindertageseinrichtungen von Ihnen in die Pflicht genommen werden und ihnen eine entscheidende Rolle für “die Förderung digitaler Kompetenzen in der heutigen und zukünftigen Bildungslandschaft” zugewiesen wird, ist bezeichnend und äußerst fragwürdig.

Ihre Pressemitteilung wimmelt von zweifelhaften Aussagen und Begriffen. Ich greife nur ein paar heraus:

  • “In einer Welt, in der digitale Technologien nahezu alle Lebensbereiche durchdringen, betont der Verband die Notwendigkeit, Kinder gezielt und strukturiert in diese Kultur der Digitalität einzuführen.”
    — Finden Sie das gut oder schlecht, dass digitale Technologien “nahezu alle Lebensbereiche durchdringen”? Welche Lebensbereiche sollten Ihrer Meinung nach nicht von digitalen Technologien durchdrungen werden? Was verstehen Sie unter “dieser Kultur der Digitalität”?
  • “Studien belegen, dass Kinder in einem medial durchdrungenen Umfeld aufwachsen und dass Kinder in deutschen Schulen die erforderlichen Kompetenzen in deutlich geringerem Maß erwerben als in anderen Ländern.”
    — Welche Studien sind das? Was soll das heißen: “Kinder wachsen in einem medial durchdrungenen Umfeld auf”? Welche “Kompetenzen”, die wofür “erforderlich” sind, meinen Sie?
  • “Digitale Technologien bieten enorme Chancen für das Aufwachsen und die Bildung von Kindern.”
    — Welche “enormen Chancen” sind das? Sind ohne digitale Technologien das Aufwachsen und die Bildung von Kindern nicht möglich oder gefährdet?
  • “Sie ermöglichen Zugang zu vielfältigen Bildungsangeboten und fördern — richtig eingesetzt — neben kognitiven Lernzielen auch die Persönlichkeitsentwicklung, Kreativität, Solidaritätsfähigkeit und eine gesunde Lebensführung.”
    — Gibt es ohne digitale Technologien keinen Zugang zu “vielfältigen Bildungsangeboten”? Ist es ohne digitale Medien nicht möglich, “die Persönlichkeitsentwicklung, Kreativität, Solidaritätsfähigkeit und eine gesunde Lebensführung” zu fördern?
  • “Schulen und KITAs müssen diese Bildungspotenziale nutzen, um Kinder angemessen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten.”
    — Welche Bildungspotenziale meinen Sie? Was sind die “Herausforderungen des 21. Jahrhunderts”? Dürfen Kinder noch eine Kindheit unabhängig von “Herausforderungen des 21. Jahrhunderts” haben und genießen?

Ich erwarte nicht, dass Sie mir auf all diese Fragen antworten, aber ich bitte Sie eindringlich, Ihre Position zu überdenken. […]

Bis heute erfolgte keine Reaktion. Vielleicht liest der Grundschulverband noch das “Gutachten zur Digitalstrategie der KMK und des Landes NRW aus bildungspolitischer Sicht” von Prof. Karl-Heinz Dammer, auf welches ich in meiner Mail verwiesen habe, bevor er mir antwortet.

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