Hausarzt nennt Gründe für Dauererkältungen

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“Der Druck auf der Arbeit, der Stress zu Hause, all das macht die Menschen fertig.” — Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen nehmen zu.

tagesschau.de meldete am 15.12.2023:

Die Erkältungswelle ist wie schon im vergangenen Jahr auch aktuell ungewöhnlich heftig. Knapp zehn Prozent der Deutschen hatten laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) vergangene Woche eine akute Atemwegserkrankung. Das entspricht 7,9 Millionen Fällen.

In einem Interview des SPIEGEL (Heft 51/2023, 16.12.2023) sagte der Hausarzt Florian Steiner aus Tarmstedt (Niedersachsen), dass Dauererkältungen eigentlich jeden treffen könnten. Eine Gruppe falle ihm allerdings besonders auf: Patienten, so zwischen 20 und 50 Jahre alt, mit starker Erschöpfung. Eigentlich seien sie Leistungsträger, aber sie seien so fertig, “dass sie bei mir auch mal anfangen zu weinen und sagen, sie könnten nicht mehr”.

Dass diese Menschen für Infektionen anfällig sind und oft lange mit ihnen zu kämpfen haben, wundert mich nicht. Diese Erschöpfung hat wirklich zugenommen in den vergangenen Jahren. Die Pandemie, die finanzielle Unsicherheit, die viele belastet, die unsichere Weltlage, der Druck auf der Arbeit, der Stress zu Hause, all das macht die Menschen fertig und, denke ich, auch kränker.

Am 26.12.2023 meldete tagesschau.de:

Wegen psychischer Erkrankungen wurden im vergangenen Jahr viele Beschäftigte krankgeschrieben. Die Zahl der Fehltage stieg deutlich. Besonders in den Bereichen Gesundheit und Verwaltung sowie an Schulen und Kitas ist das Problem groß.

tagesschau.de verweist als Quelle auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanne Ferschl und anderen (Drucksache 20/9263 bzw. Drucksache 20/8987 des Bundestags). Darin heißt es unter anderem:

Die Ursachen für Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von psychischen Erkrankungen sind vielfältig. Neben gesamtgesellschaftlichen Faktoren wie den Folgen der aktuellen Krisen (u. a. der COVID-19-Pandemie) werden die Ursachen auch in der größer werdenden Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen vermutet. Bedingt durch die Krisen sowie anhaltenden Entwicklungen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, dem demografischen Wandel und dem anhaltenden Fachkräftemangel ist die Arbeitswelt in vielen Bereichen besonderen Veränderungsdynamiken ausgesetzt. In der Folge ergeben sich neue Belastungsanforderungen an die Beschäftigten, die die psychische Gesundheit beeinflussen können. Die genauen Ursachen für die Entwicklung der arbeitsbezogenen Anforderungen sind jedoch schwer empirisch zu belegen. Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 15 der Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE.: „Arbeitsbezogene psychische Belastungen in Deutschland“ auf Bundestagsdrucksache 20/8688 [sic! Richtig ist 19/8688] verwiesen.

In dieser Antwort auf die Frage 15 heißt es:

Hinsichtlich der arbeitsbezogenen Anforderungen zeigt sich, basierend auf den Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, dass zwischen Ende der 90er und Mitte der 2000er Jahre eine erhebliche Steigerung der Belastungswerte stattgefunden hat. […] Als mögliche Ursachen werden häufig mit dem Wandel der Arbeitswelt verbundene Entwicklungen genannt, wie die Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft, die Durchdringung der Arbeitswelt mit modernen Kommunikationstechnologien, zunehmende Eigenverantwortung für Ablauf und Erfolg von Arbeitsprozessen, fortlaufende Beschleunigung von Produktions-, Dienstleistungs- und Kommunikationsprozessen bei steigender Komplexität der Aufgaben und zunehmenden Lernanforderungen sowie die Ausbreitung beruflicher Unsicherheit in diskontinuierlichen Beschäftigungsverhältnissen als Ausdruck ständiger Veränderungsprozesse.

Wir halten fest: Was die Humanisierung der Arbeitswelt angeht, hat es in den letzten Jahrzehnten offenbar Rückschritte gegeben (während die Digitalisierung und das Gender-Sternchen-Setzen voranschreiten).

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